Der Weg aus dem Trauma nach einem sexuellen Übergriff

Was bedeutet Trauma eigentlich genau?

Ein Trauma (griech. Verletzung, Wunde) ist eine Reaktion auf ein überwältigendes Ereignis, das die Bewältigungsfähigkeiten eines Menschen überfordert. 
Nach einem sexuellen Übergriff, wie einer Vergewaltigung oder einem sexuellen Missbrauch, ist nichts mehr so, wie es vorher war. Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, empfinden häufig eine Reihe von Gefühlen, wie beispielsweise Schock, Wut, Schuldgefühle und Angst. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Personen, die eine Vergewaltigung oder einen sexuellen Missbrauch erlebt haben, Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) aufweisen. 

 

Was sind typische Trauma-Symptome?

  • Wiedererleben: Intrusionen, Flashbacks, Albträume 

  • Übererregung, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit 

  • Reizbarkeit, Ungeduld, schlechte Laune 

  • Vermeidung von Triggern, emotionale Taubheit, Passivität, Rückzug

  • Misstrauen, Scham- und Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl

  • Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, negatives Denken 

 

Trigger bedeutet Auslöser und ist etwas, das bei einer Person eine starke emotionale oder körperliche Reaktion hervorruft. So kann es dazu kommen, dass das traumatische Ereignis gedanklich noch einmal durchlebt wird und eine Reihe intensiver Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit hochkommen. Auch körperliche Reaktionen wie Herzrasen oder Atembeschwerden können auftreten. Die Auslöser können für jeden Menschen unterschiedlich sein und Geräusche, Anblicke, Gerüche oder andere Sinneserfahrungen umfassen, die an das traumatische Ereignis erinnern.

Die Auslöser für jemanden, der einen sexuellen Übergriff erlebt hat, können sehr unterschiedlich sein. Einige häufige Auslöser sind jedoch folgende:

  • Visuelle Trigger: Der Anblick einer Person, die dem Täter/ der Täterin ähnlich sieht, oder ein Nachrichtenbericht oder eine Fernsehsendung, in der ein sexueller Übergriff geschildert wird

  • Emotionale Trigger: Stressige Situationen, wie das Ende einer Beziehung oder der Jahrestag des Übergriffs

  • Intime Situationen: Sexuelle Handlungen, auch wenn sie einvernehmlich sind, können ein Auslöser sein und Unbehagen bereiten, vor allem, wenn die Handlungen an den Übergriff erinnern

Kann es sein, dass ich ein Trauma habe? 

Wenn Ihnen einige der beschriebenen Symptome bekannt vorkommen, kann es sein, dass Sie ein Trauma haben. Mir ist wichtig, dass Sie wissen, dass Sie nicht krank oder gar verrückt sind, wenn Sie die beschriebenen Symptome und Verhaltensweisen haben bzw. erleben. Dabei handelt es sich um eine normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis.
Bei extremem Stress bzw. einer überwältigenden Belastung wird unser Bewusstsein vernebelt. In akuten Stresssituationen werden körpereigene Opioide freigesetzt, die zu einer Art Betäubung oder Erstarrung führen. Dies ermöglicht es uns, traumatische Ereignisse zu überstehen und gleichzeitig die traumatische Erfahrung nicht exakt erinnern zu können.

Ok, aber was mich nicht umbringt, macht mich doch stärker?

Das Zitat “Was mich nicht umbringt, macht mich stärker" des Philosophen Friedrich Nietzsche wird oft verwendet, um die Widerstandsfähigkeit und das Durchhaltevermögen angesichts von Widrigkeiten zu fördern. Dieses Zitat trifft nicht unbedingt auf alle Situationen zu, insbesondere wenn es um Traumata geht. 

Es stimmt zwar, dass Menschen durch ihre Erfahrungen oft Stärke und Widerstandsfähigkeit entwickeln können, aber ein Trauma kann auch erhebliche und dauerhafte Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit eines Menschen haben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen, die ein Trauma erlebt haben, mit Angstzuständen, Depressionen und anderen Problemen zu kämpfen haben, und diese Probleme können noch lange nach dem traumatischen Ereignis fortbestehen.

Daher ist es wichtig zu verstehen, dass ein Trauma ein ernstes Problem ist, das langfristige Folgen haben kann, und es von Bedeutung ist, Hilfe und Unterstützung zu suchen, wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, mit den Nachwirkungen eines traumatischen Ereignisses zu tun hat. 

Was ist Traumatherapie?

Traumatherapie ist eine Form der Behandlung, die Menschen, die ein traumatisches Ereignis erlebt haben, hilft, ihr Trauma zu verarbeiten. Eine Traumatherapie kann ein wirksames Mittel zur Verbesserung der traumabedingten Symptome sein. In der Therapie können Betroffene ihre Emotionen verarbeiten und Bewältigungsstrategien erlernen. 

Die Behandlung basiert auf der Annahme, dass traumatische Erinnerungen anders im Gehirn abgespeichert werden als andere Erinnerungen und dass diese traumatischen Erinnerungen anhaltenden emotionalen Stress verursachen können. Das Ziel ist es, dem Gehirn zu helfen, diese traumatischen Erinnerungen ins Gedächtnis einzusortieren, neu zu bewerten und in die Gesamtpersönlichkeit zu integrieren. Es wird versucht, die emotionale Intensität der Erinnerung zu verringern und die Person in die Lage zu versetzen, sie aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dies kann dazu führen, dass die mit dem Trauma verbundenen Symptome wie Angstzustände, Depressionen, Flashbacks, Albträume usw. abnehmen.

Ist eine Traumatherapie der richtige Weg für mich?

Wenn Sie sexuelle Gewalt erlebt haben, ist es wichtig zu wissen, dass Sie nicht alleine sind und dass es Hilfe gibt. Eine Traumatherapie kann Ihnen helfen, Ihre Gefühle zu verarbeiten und Wege zu finden, mit den Folgen Ihres Traumas umzugehen. Sie kann Ihnen auch helfen, negative Überzeugungen oder verzerrte Denkmuster anzusprechen, die sich als Folge des traumatischen Ereignisses entwickelt haben. Es ist normal, dass Sie nach einem sexuellen Übergriff eine Reihe von Emotionen empfinden, und es ist wichtig, dass Sie sich Zeit und Raum für die Verarbeitung und den Heilungsprozess geben.

Sie können zwar versuchen, sich selbst zu helfen, aber eine Therapie kann Ihnen ein sicheres und unterstützendes Umfeld bieten, in dem Sie Ihre Emotionen verarbeiten und alle mit dem Trauma zusammenhängenden Probleme angehen können. Ein/e Therapeut/in kann begleiten und unterstützen. Die Bearbeitung eines Traumas ist ein Prozess und braucht Zeit. Wenn Sie eine Traumatherapie in Anspruch nehmen möchten, ist es wesentlich, eine Therapeutin/ einen Therapeuten zu finden, die/ der in traumafokussierten Ansätzen ausgebildet ist.

Das Wichtigste in Kürze

  1. Sexuelle Übergriffe können ein Trauma auslösen, Symptome können ein Hinweis darauf sein.

  2. Ein Trauma ist eine normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis.

  3. Ein Trauma kann Auswirkungen haben, die das Leben schwerwiegend beeinflussen.

  4. Die Traumatherapie ist gut erforscht und die Therapiemethoden führen oft zu einer Verbesserung.

 

Als Expertin für Traumatherapie berate ich Sie gerne vor Ort in Zürich oder in der ganzen Schweiz via Online-Termin. Kontaktieren Sie mich oder buchen Sie direkt einen Termin.

 
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